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Wintereinbruch bringt erhebliche Neuschneemengen

Bis Sonntag fällt in Salzburgs Bergen verbreitet bis über ein Meter Neuschnee. In der Nacht zum Donnerstag fällt die Nullgradgrenze auf rund 1500 m und es ist mit ergiebigen Schneefall bis in mittlere Lage zu rechnen.

Der vergangene Sommer war in Österreichs Bergen der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. In den Gipfelregionen lag die Temperatur 2,2 Grad über dem Durchschnitt der Klimaperiode 1991-2020. Die Firngrenze hat sich bis Anfang September bis knapp unter den höchsten Gipfel der Ostalpen zurückgezogen und die Berge waren größtenteils schneefrei. Der spätsommerliche Blick auf die Glockner- und Venedigergruppe (Abb.1) wird sich mit dem Wetterumschwung der nächsten Tagen rasch wandeln.

Abb. 1: Der Blick vom Hinteren Bratschenkopf in Richtung Klöckerin mit der Venedigergruppe im Hintergrund zeigt, dass auch die höchsten Berge Salzburgs Anfang September abgsehen von kleinen Firnfeldern auf Gipfelniveau schneefrei waren (© LWD Salzburg).

 

Ausblick

In den kommenden Tagen bewirken mehrere Vorgänge immer wieder Schnee- bzw. Regenfälle in Salzburg. Zunächst nähert sich eine Kaltfront von Nordwesten, die maritime Polarluft mit sich bringt. In Staulagen kommt es zu Dauerniederschlägen, die Schneefallgrenze sinkt in der Nacht auf Donnerstag auf unter 1500m.

Zugleich bewirkt ein Tief, das vom Golf von Genua ostwärts zieht, dass auch von Süden wärmere Luftmassen an die Alpen herangeführt werden. Durch das Aufgleiten von feuchter, warmer Luft aus Süd und weiter vorankommender kalter Luft aus Nordwest kommt es in ganz Salzburg weiter zu Dauerniederschlägen. Die Schneefallgrenze sinkt in der Nacht auf Freitag auf bis zu 1000 m.

Die Wetterlage entwickelt sich zu einer Vb-artigen Lage, mit einem Tief, dass von Italien nach Norden um die Alpen herumgeführt wird. Dadurch kommt es alpennordseitig zu weiteren Staueffekten aus Nordost, der Wind frischt zudem deutlich auf. 

Abb. 2: Laut den aktuellen Prognosen werden am Donnerstag und am Samstag die intesivsten Niederschlagsperioden erwartet.

In Summe ist verbreitet mit 80 bis 120 cm Neuschnee zu rechnen. In den östlicheren Hohen Tauern (Raurisertal bis zu den niederen Tauern), niedere Tauern und im Bereich der Nordalpen können es auch deutlich mehr (>150 cm) werden. Im Lungau wird der Höhepunkt des Niederschlags bereits am Donnerstag bzw. Freitag erreicht. Die Schneefallgrenze liegt zum Höhepunkt der Niederschläge etwas höher.

Abb. 3: Prognostizierte Niederschlagssummen (mm) bis Sonntag 00:00 Uhr. 

Die genaue Zugbahn des Tiefdruckgebiets ab Samstag ist noch unsicher, bei einer östlicheren Zugbahn, verlagern sich auch die Niederschläge weiter in den Osten.

Lawinenaktivität

Über die vergangenen Wochen konnte der Boden viel Wärme speichern. Die gespeicherte Bodenwärme schmilzt den Neuschnee und es bildet sich eine nasse Schicht am Übergang zwischen Boden und Neuschnee- die Grundzutat für Gleitschneelawinen. Dort wo die Gelände Rauhigkeit gering ist, vor allem an steilen Grashängen, Böschungen oder Felsplatten, ist mit Gleitschneeaktivität zu rechnen. In den mittleren Lagen ist mit vielen kleinen Gleitschneerutschen zu rechnen, in neuschneereichen Gebieten sind mittelgroße Gleitschneelawinen möglich.

Abb. 4: Sobald sich der Neuschnee auf dem warmen Boden setzt, kommt es zu Gleitschneelawinen. Die Lawinengröße hängt dabei von der Neuschneesumme ab.

Über rund 2500 m können sich in Rinnen und Mulden vereinzelt auch störanfällige Triebschneeansammlung bilden. Diese bleiben aber auf Grund der Unebenheiten im Gelände meist nur klein.

Sobald der Schnee oberflächlich angefeuchtet wird ist in allen Höhenlagen und Expositionen mit Lockerschneelawinen zu rechnen. Der Höhepunkt der Lockerschneeaktivität wird für den Sonntag erwartet aber Phasen mit diffuser Strahlung können auch davor zu Lockerschneeaktivität führen.

Auch in der kommenden Woche bleibt es kühl und es ist immer wieder mit Niederschlag zu rechnen. Besonders bei Regeneintrag in den Neuschnee vom Wochenende ist mit einem Anstieg der Lawinenaktivität zu rechnen. Der Neuschneezuwachs bietet noch keine bzw. sehr wenig Tourenmöglichkeiten mit Ski aber auch bei Wanderungen gilt es, die erhöhte Lawinengefahr in den nächsten Tagen bei der Tourenplanung zu berücksichtigen.

 

 



Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.