Durch den intensiven Schneefall der letzten Tage herrscht in Salzburgs Bergen erhöhte Lawinengefahr. In den Hochlagen der Nordalpen und gebietsweise in den Hohen Tauern hat es bis Samstagmittag bereits über 150 cm geschneit, verbreitet sind es oberhalb von 1500 m 50-100 cm. Die großen Schneefallintensitäten halten bis in die Nacht zum Sonntag an. In den kommenden Tagen ist in den Bergen Vorsicht geboten!
Abb. 1: Die Analyse der Gesamtschneehöhen am Samstag um 11:00 zeigt, dass es in den Hochlagen der Hauptniederschlagsgebiete in den letzten 72 Stunden bereits mehr als 150 cm geschneit hat.
Die Schneefallgrenze lag in den letzten Tagen im Flach- und Tennengau bei rund 800 bis 1000 m, inneralpin bei 1000 bis 1200 m. Im Lauf des Samstags steigt die Schneefallgrenze etwas an und pendelt sich verbreitet bei rund 1200 m bis 1400 m ein. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt derzeit in den Nordstaulagen (Tennengebirge, Hochkönig, Steinberge…), hier können bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags noch 40 cm Neuschnee dazukommen.
Abb. 2: Besonders in den Hochlagen der Nordstaulagen kann es bei einer Schneefallgrenze von rund 1400 m von Samstagmittag bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags noch rund 40 cm schneien.
Die Nullgradgrenze steigt am Sonntag auf rund 1700 m an und in mittleren Lagen dominiert häufiger der Regen. Der Wind weht stark, in den Tauern stürmisch, aus nördlicher Richtung und nimmt im Laufe des Sonntages langsam ab. In der Nacht von Montag auf Dienstag kommt es zu einer weiteren Erwärmung.
Abb. 3: Die 5 Tage-Prognose vom Tenneck zeigt, dass die Schneefallgrenze in den kommenden Tagen allmählich steigt.
Erhöhte Lawinengefahr
Oberhalb von rund 1200 m wurden bereits erste Lawinenabgänge, allen voran Gleitschneeabgänge, dokumentiert. Unterhalb von 1400 m sind vor allem kleinere Böschungsrutsche in Form von Gleit- oder Nassschneelawinen zu erwarten, darüber nimmt die Gefährdungslage rasch zu und Lawinen können für Personen gefährliche Ausmaße annehmen (mittelgroß).
Am Sonntag ist mit den leicht steigenden Temperaturen und gebietsweise auch durch Strahlungseinfluss mit einer Zunahme der Lawinenaktivität zu rechnen. Mit der Setzung steigt die Gleitschneelawinenaktivität und durch die oberflächliche Anfeuchtung der Schneedecke ist mit kleinen bis vereinzelt mittelgroßen Lockerschneelawinen zu rechnen. Das Triebschneeproblem in den Hochlagen nimmt mit der Erwärmung langsam ab. Die Gefahr von Schneebrettlawinen beschränkt sich derzeit auf eingewehte Rinnen und Mulden in den Hochlagen. Die Geländerauhigkeit ist durch die insgesamt noch geringe Schneedeckenmächtigkeit nach wie vor hoch, wodurch Schneebrettlawinen meist eher klein bleiben.
Abb. 4: In den Hochlagen der Tauern hat der Wind den Neuschnee sehr unregelmäßig verteilt. Vor allem Rinnen und Mulden wurden dadurch gut gefüllt und exponierte Geländebereiche abgeblasen (© Michiel Smekens)
Die Gleit- und Lockerschneeakivität bleibt uns die kommende Woche über erhalten, beziehungsweise verschiebt sich die Aktivität allmählich in höhere Lagen. In der Nacht zum Dienstag steigen die Temperaturen wieder an und die Situation kann sich durch den Regeneintrag bis in höhere Lagen wieder etwas zuspitzen.
In den kommenden Tagen ist den Bergen Vorsicht geboten. Unter anderem ist auf Forst- und Wanderwegen jederzeit mit Gleitschneerutschen bzw. -lawinen aus steilen Böschungen zu rechnen.
Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.