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Föhnsturm am Alpenhauptkamm- günstigere Verhältnisse nördlich vom Hauptkamm

Mit einer Südstaulage wird feuchte Luft an die Alpen herangetragen. Entlang des Alpenhauptkamms macht sich dies mit stürmischem Südföhn und etwas Niederschlag bemerkbar. Abseits vom Hauptkamm ist der Wind schwächer, der Föhn sorgt dort für allgemein recht freundliches Wetter. Im Hinblick auf die Lawinengefahr ist das Triebschnee das bestimmende Lawinenproblem. Frische Triebschneepakete sind besonders an sehr steilen Schattenhängen störanfällig und sollten dort gemieden werden.

Aussicht

Der Südföhn wird in den kommenden Stunden noch an Stärke zunehmen und am Sonntag auf den Bergen am Alpenhauptkamm teils Orkanstärke erreichen (>100 km/h). Weiter gen Norden bläst der Wind schwächer, dennoch deutlich über Verfrachtungsstärke. Die Südstaulauge bringt nicht nur Wind, sondern auch etwas Niederschlag mit sich. Entlang des unmittelbaren Hauptkamms sowie im östlichen Lungau sind 10 cm Neuschnee möglich, ansonsten reicht es meist nur für kosmetische Dosen. Die Schneefallgrenze liegt voraussichtlich bei ca. 1800m. 

Die Lawinengefahr wird nun von drei wesentlichen Faktoren bestimmt: (1) Von der Windstärke, (2) dem vom Vorhandensein von lockerem Schnee an der Schneeoberfläche, welcher vom Wind auch transportiert werden kann und (3) möglichen Schwachschichten an Schattenhängen, an welchen der Triebschnee abgelagert wird. Der Wind weht weht überall über Verfrachtungsstärke. Lockerer Schnee zur Verfrachtung ist aber v.a. dort vorhanden, wo es Mitte der Woche etwas Neuschnee gegeben hat, auch dies trifft in erster Linie auf die Berge entlang des Hauptkamms zu. Schwachschichten an der Schneeoberfläche finden sich derzeit v.a. an steilen Schattenhängen in Form von filzigen Kristallen bzw. aufgebaut umgewandelten kleinen kantigen Kristallen oder vereinzelt Oberflächenreif. Aufgrund der Größe und Anzahl von Gefahrenstellen wird am unmittelbaren Hauptkamm erhebliche Lawinengefahr erreicht, gegen Norden hin nimmt die Gefährdung ab. Gefahrenstellen sind dort eher selten und klein. Allgemein sind solche Gefahrenstellen aufgrund des Südwindes (und potenzieller Schwachschichten) v.a. an steilen Schattenhängen zu finden. 

Abb. 1: Prognostizierte Windspitzen für Sonntag.

Abb. 2:Neuschneesumme bis Sonntag Abend.

Rückblick

Vorallem am Mittwoch hat es in den westlichen Nachbarbundesländern starke Neuschneezuwächse gegegeben, in Salzburg hat vor allem der westliche Alpenhauptkamm noch 20-40 cm Neuschnee abbekommen. Am Freitag hat der Südföhn am Alpenhauptkamm den noch lockeren Schnee bereits umfangreich verfrachtet.

Abb. 3: Neuschneezuwachs  in Tirol und Schneeschmelze in Salzburg.

Exkurs Saharastaub

Derzeit sind vor allem am Alpenhauptkamm immer wieder bräunliche Flecken an der Schneeoberfläche zu erkennen. Mit Südwind kam am Donnerstag, 29.2. und Freitag, 01.03 Saharastaub nach Mitteleuropa. Starke Bodenwinde in der Sahara wirbelten Staub auf, transportieren ihn in die Höhe und er konnte über weite Strecken transportiert werden. Eine Möglichkeit den Ursprung von Luftpaketen zu betrachten sind rückwärts gerechnete Trajektorien, also sozusagen der im Nachhinein berechnete Weg den Luftpartikeln zurückgelegt haben. Diese Trajektorien (Abb. 4) zeigen, wie zwischen 25 und 27. Februar bodennahe Luftschichten über der Sahara lagen (rote und blaue Linie), am 27/28. Februar in höhere Schichten gehoben wurden und am Donnerstag, 29. Februar in Mitteleuropa angekommen sind. In Mitteleuropa erstreckt sich diese Schicht mit Saharastaub von bodennahen Schichten bis in große Höhen auf 700hPa, das sind ca. 3000m. Bei uns in Mitteleuropa sorgte der Saharastaub für trübe Sichtverhältnisse und die vermehrte Bildung von Wolken, denn der Saharastaub wirkt als sogenannter Kondensationskeim, an dem sich Wassertröpfchen bilden. Ähnliches erleben wir oft, wenn durch Feuer(werke) zu Ostern oder Silvester Nebel entsteht. Aktuelle Vorhersagen für Saharastaub Transport können hier abgerufen werden. Noch mehr meteorologisches Hintergrundwissen zu dem aktuellen Saharastaubereignis findet sich im Wetter Blog vom DWD hier.

Abb.4: Rückwärts Trajektorien zeigen die Aufnahme von Saharastaub und den Transport nach Mitteleuropa.

Abb. 5: Auch auf Satellitenaufnahmen sieht man Saharastaub, besonders gut über dem Mittelmeer.

Der Saharastaub wird entweder mit Niederschlag aus der Atmosphäre gewaschen oder sinkt mit der Zeit zu Boden und lagert sich auf der Schneedecke ab. Das erkennt man sehr gut an der rötlich-bräunlichen Färbung (Abb. 6 und 7). Durch die dunkle Farbe des Saharastaubs absorbiert die Schneedecke mehr Sonnenstrahlung, was zu erhöhter oberflächlicher Schmelze führen kann. Wenn es danach abkühlt, kann eine Schmelzkruste entstehen und die Entstehung einer Schwachschicht begünstigen.

Abb. 6 und 7. Anraum mit Saharastaub auf dem Sonnblick Observatorium [C: Hermann Scheer]

Exkurs Saharastaub
Alexander Kehl
ist für die Lawinen-Technik zuständig. Ein Teil seiner Aufgaben umfasst die Wartung und Neubau der Stationen, Qualitätskontrollen der Daten, Homepage, sowie das Betreiben des Schneedecken-Modells SNOWPACK. Alexander hat in Innsbruck Meteorologie studiert und für ein Jahr ein Praktikum beim LWD Tirol absolviert. Er hat Erfahrung als Pistenretter in der Schweiz gesammelt und war vor der derzeitigen Position bei MeteoSchweiz beschäftigt. Er freut sich sehr, um sich im Winter seine Lieblingssportgeräte unter die Füße zu schnallen.

 


Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.