Beitrag

A bisserl was geht immer

Die Lawinenberichtssaison ist nun schon seit fast einem Monat eingestellt, doch in hohen Lagen reicht der Schnee noch gut für schöne Touren aus - sofern das Wetter mitspielt.

Aktuelle Situation

Die Schneelage war schon während des Winters in tiefen Lagen dürftig, in hohen Lagen dagegen überdurchschnittlich gut. Die hohen Temperaturen und Regen bis weit hinauf haben in den vergangenen Wochen die Schneedecke im Höhenbereich um 2500 m zurückgehen lassen (siehe Abb. 1 und 2). In höheren Lagen ist die Schneemächtigkeit dagegen fast gleichgeblieben (siehe Abb. 3).

Abb. 1: An der Rudolfshütte herrschten im Mai fast durchgehend positive Temperaturen. Die Schneedecke ist deutlich zurückgegangen…

Abb. 2: …was durch den Vergleich zwischen zwei Webcamfotos (Ende April oben und Ende Mai unten) klar erkennbar ist.

Abb. 3: Im Höhenbereich um 3000 m ist die Schneemächtigkeit dagegen, wie hier am Sonnblick, fast gleichgeblieben.

Entscheidend für gute Skiverhältnisse waren in den vergangenen Wochen die klassischen Zutaten für Frühjahrsskitouren, klare Nächte, niedrige Luftfeuchtigkeit und ein früher Start. Oft hat die Bewölkung in letzter Zeit jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. In bewölkten Nächten, kann die Schneedecke nicht gut abstrahlen, die Temperaturen sinken nicht so stark ab und es bildet sich oft kein tragfähiger Schmelzharschdeckel aus. Die Stationsdaten in Abb. 1 und 3 zeigen rund um den 12.5. und 20.5. jedoch zwei Phasen mit guten Skitourenbedingungen. Und genau diese Phasen sind von vielen Skitourengeher*innen ausgenutzt worden, wie die Einträge ins Skitourenportal zeigen.

Abb. 4: Mitte Mai waren noch Touren mit Gipfeln um 2500 m möglich. „Allzu lang geht´s wohl nicht mehr“ schrieb SteepSkiMichael am 13.05.2024 über seine Tour auf den Hohen Göll.

Abb. 5: Am Alpenhauptkamm waren nur kurze Tragestellen zu überwinden, bei Traumfirn konnten lange Skiabfahrten genossen werden. Wie hier an der Schlieferspitze [Foto: Klaus Einmayr, 12.05.2024].

Abb. 6: Am 20.05.2024 hat Leonhard Stock am Hochkönig nicht ganz so viel Glück gehabt. Durch eine teilweise bewölkte Nacht war der Schnee nicht ganz durchgefroren.

Abb. 7: Am selben Tag fand Uta Philipp am Modereck perfekte Firnbedingungen vor.

Ausblick

Die Wetterlage ist zurzeit unbeständig, mit Schauern und Gewittern. Am Samstag ändert sich daran nichts. Die Nacht verläuft oft bedeckt, und schon früh bilden sich wieder Quellwolken. Die Nacht auf Sonntag ist in der Höhe jedoch verbreitet klar und es bilden sich auch untertags weniger Wolken. Auch auf Montag verspricht eine klare Nacht gute Abstrahlung, die Schauer- und Gewitterneigung steigt aber wieder an. Am Dienstag bringt dann eine Kaltfront Abkühlung und Niederschlag, bis dahin steigt die Nullgradgrenze aber oftmals wieder auf über 3000 m an.

Abb. 8: 5-Tages Wetterprognose am Sonnblick. Klare Nächte auf Sonntag und Montag versprechen gute Firnbedingungen

Wenig Veränderungen und Überraschungen gibt es bei den vorherrschenden Lawinenproblemen. Durch die hohen Temperaturen ist die Schneedecke bis in hohe Lagen durchfeuchtet. Je nach Ausstrahlung in der Nacht sind nasse Lockerschneelawinen schon ab dem Morgen möglich oder die Aktivität nimmt schnell mit Erwärmung, Einstrahlung oder Regen zu. Ein früher Start und eine frühe Rückkehr sind ratsam. Auch Gleitschneelawinen sind bei ausreichender Schneemächtigkeit nach wie vor zu beachten. Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten gemieden werden.


Veronika Krieger hat Maschinenbau und Meteorologie studiert und arbeitet seit 2021 im Team der GeoSphere Austria in Salzburg. Schon von Kindesbeinen an hat Veronika viel Zeit in den Bergen verbracht - im Sommer am Fels, im Winter auf Eis und Schnee. Sie war Mitglied des DAV Expedkaders 2016 und ist seit Jahren Beobachterin und Wochenberichtsautorin des bayerischen Lawinenwarndienstes. Seit der Wintersaison 2022/23 arbeitet sie als Lawinenprognostikerin im Team des Lawinenwarndienstes Salzburg.