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Frischer Triebschnee und Gleitschnee

Während sich der Winter in den niederen Lagen zurückgezogen hat, findet man im Hochgebirge noch eine teils überdurchschnittliche Schneedeckenmächtigkeit vor. Am Wochenende bilden sich vor allem entlang des Alpenhauptkamms frische Triebschneeansammlungen. Das Hauptproblem sind wieder einmal die Gleitschneelawinen.

Rückblick 

Der Februar hat im Vergleich zum langjährigen Mittel viel zu mild gestartet. Die erste Februarwoche war österreichweit um 6,6° milder als im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020. Der gesamte Jänner um 1,5°. 

Abb.1: Monatsmittelwert der Lufttemperatur in Abweichung vom Bezugszeitraum 1991-2020 ©Klimamonitoring — ZAMG.

Die Niederschlagsereignisse mit hoher Schneefallgrenze Ende Jänner und die seither überdurchschnittlichen Temperaturen haben der Schneedecke in den niederen und mittleren Lagen stark zugesetzt. Bis auf rund 1300 m liegt kaum mehr Schnee, auf 2000 m sind es nördlich vom Alpenhauptkamm um 150 cm, teils auch mehr. Die vergangene Woche bot damit Möglichkeiten für Firntouren, an windgeschützten Schatthängen im Hochgebirge waren noch ein paar Schwünge im lockeren Pulver möglich. 

Aussicht

Am Samstag bleibt es noch föhnig und mild, ehe es am Sonntag mit einer Kaltfront zu einer Abkühlung in allen Höhenlagen und zu Neuschnee in den Bergen kommt. Entlang vom Alpenhauptkamm kann es am Samstag bei stürmischem Wind bereits leicht schneien. Die Schneefallgrenze sinkt im Laufe des Ereignisses auf rund 1500 m. Bis zum Montag können entlang vom Alpenhauptkamm insgesamt 20 cm zusammenkommen, verbreitet sind es maximal 10 cm. Derzeit lassen die Prognosen auch auf etwas Neuschnee zur Wochenmitte bei etwas tieferen Temperaturen hoffen.

Abb. 2: Prognostizierte Neuschneesummen für den Bereich Rudolfshütte, Alpenhauptkamm.

Verhaltensempfehlung zum Wochenende

Frische Triebschneeansammlungen sind meist gut zu erkennen und sollten vor allem im Bereich des Alpenhauptkamms gemieden werden.

Das größte Gefahrenpotenzial geht von Gleitschneelawinen aus. Diese können zu jeder Tages- und Nachtzeit spontan abgehen und aus höher gelegenen Einzugsgebieten teils groß werden. Bereiche unter Gleitschneerissen sollten je nach Gefährdungslage gemieden oder zumindest rasch und in Abständen passiert werden. 

Schneedeckenaufbau

Die Altschneeoberfläche ist größtenteils hart und ungleichmäßig und bildet damit eine recht günstige Unterlage für den Neuschnee am Wochenende. Am ehesten bilden sich Schwachschichten innerhalb des Neu- bzw. Triebschnees. An wenigen Stellen im Hochgebirge befinden sich oberflächennah unter Schmelzkrusten oder dünnen Winddeckeln große Kristalle. Durch die großen Schwankungen der oberflächennahen Schneetemperatur zwischen den klaren Nächten und den milden, sonnigen Tagen konnten sich Kristalle vor allem unter Krusten kantig aufbauen. Teils ist es der Neuschnee vom letzten Wochenende, der sich kantig aufbaut, teils ist es Graupel. Dies vorwiegend in windgeschützten Bereichen über 2500 m. Diese Schichten bilden eine mögliche und eher kleinräumige Schwachschicht für den frischen Neu- bzw. Triebschnee. 

Abb.3: Ein Schneeprofil am Hocharn vom 06.02.24. zeigt eine oberflächennahe Graupelschicht, die bei Stabilitätstests angesprochen werden kann. Teils hat sich diese Graupelschicht bereits kantig aufgebaut (©Wolfgang Rohrmoser).

Innerhalb der Altschneedecke können kantige Kristalle um Krusten (siehe letzten Blogeintrag) durch Stabilitätstests noch angesprochen werden, diese Schichten sind derzeit aber nicht bzw. kaum störanfällig.

Abb.4: Stabilitätstests beim Kleinen Grießkogel im Bereich Mooserboden vom 06.02.24. zeigten, dass Schwachschichten in der Altschneedecke im Bereich von Krusten zwar vorhanden sind, aber kaum angesprochen werden können. Derzeit sind diese Schwachschichten kaum bzw. nicht reaktiv (©LWD Salzburg).

Die Schneedecke ist bis 2000 m, südseitig bis auf rund 2400 m durchfeuchtet bzw. feucht. 

Rückblick in Bildern

Abb. 5:  Beeindruckende Darstellung der derzeitigen Gleitschneeaktivität (© Dietmar Steiner).

Abb.6: Die stabilen Verhältnisse und die gute Schneebedeckung im Hochgebirge haben vergangene Woche hochalpine Unternehmung wie hier aufs Große Wiesbachhorn ermöglicht (© Michael Reisecker).

Abb.6: Die latente Gefahr von Gleitschneelawinen ist vor allem in den Tauerntälern rundum sichtbar (© LWD Salzburg).

Abb. 7: In den Hochlagen hat der Wind die Schneeoberfläche gestaltet wie hier am Kleinen Grieskogel (© LWD Salzburg)

 



Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.