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Verbreitet günstige Verhältnisse

Verbreitet günstige Verhältnisse

Der schwache Altschneedeckenaufbau bleibt zwar bestehen, derzeit fehlt aber für die Auslösung von Schneebrettlawinen meist das Brett zur Schwachschicht. An Sonnenhängen stellen sich frühjahrsähnliche Verhältnisse ein.

Rückblick

Vergangene Woche zogen zwei Niederschlagsstaffeln über Salzburgs Berge. Die erste vom 13. bis 14.02. brachte in den Hauptniederschlagsgebieten am Alpenhauptkamm um die 30 cm Neuschnee mit nur schwachem Wind. Am Sonntag, 16.02. folgte das zweite Niederschlagsereignis, welches aber um einiges weniger ergiebiger war und maximal 10 cm Neuschnee brachte. Der Neuschnee wurde an steilen Schattenhängen oberhalb von rund 2000 m auf einer lockeren, kantig aufgebauten Schneeoberfläche oder auf Oberflächenreif abgelagert.  Anderswo meist auf einer Schmelzkruste. Der Schnee der letzten Woche wurde mit Ausnahme des unmittelbaren Alpenhauptkamms kaum verfrachtet.

Abb.1: Ein Profil an einem Nordhang auf rund 2400 m zeigt den großen Temperaturgradienten in den oberflächennahen Schichten. An dem Standort wurde das schwache Altschneefundament von einem dünnen Triebschneebrett überlagert. Das Brett ist aber auch hier zu geringmächtig, als dass sich der Bruch in der Schwachschicht fortplflanzen könnte. 

Nach dem Niederschlag folgten ein paar Tage mit klaren Nächten und tiefen Temperaturen. Dabei entstand oberflächennah ein großer Temperaturgradient und der Neuschnee fing an sich aufbauend umzuwandeln. Mit Ende der Woche stiegen bei Sonnenschein die Temperaturen und an steilen Sonnenhängen bildeten sich, dort wo noch Schnee liegt, frühjahrsähnliche Bedingungen.

Abb.2: Eine Punktdiagnose an einem Südost-Hang auf knapp 2800 m zeigt, dass sich oberflächennah kantige Kristalle zwischen Krusten gebildet haben (Krustensandwich). Auch hier fehlt es an einem geeigneten Brett und durch die sehr milden Temperaturen und die Sonneneinstrahlung düften sich die Sonnenhänge um einiges schneller stabilisieren als die Nordhänge. 

Die Lawinenaktivität der letzten Tage beschränkte sich auf sehr bis extrem steiles Gelände. Lawinen blieben meist klein, vereinzelt wurden sie mittelgroß. Die meisten davon sind am Übergang vom Altschnee zum Neuschnee der vergangenen Woche angebrochen. In der Sturzbahn wurde im extrem steilen Gelände das bindungslose, kantig aufgebaute Altschneefundament mitgerissen. 

Abb. 3: Im Bereich der Siebenspitz (Bad Hofgastein) löste eine Tourengruppe an einem Nordost-Hang auf rund 2400 m eine Lawine im schwachen Altschnee aus. In der Sturzbahn rieß die Lawine den geringmächtigen, bindungslosen Altschnee mit (© Gernot Lachmaier). 

Abb. 4: Bei einer Gratquerung im Bereich des kleinen Silberpfenning im Gasteinertal konnte der schwache Altschnee am Grat durch große Zusatzbelastung ausgelöst werden (© Stefan Koller).

Abb. 5: Auch in Obertauern wurde im Bereich der Zehnerkarspitze eine Lawine im freien Skiraum ausgelöst. Man sieht anhand der Sturzbahn, dass ursächlich zwar eine Schwachschicht im Bereich einer Kruste war, die Lawine jedoch in der Sturzbahn immer wieder in tieferliegende Schichten durchriss (© Klaus Gruber). 

Abb.6: Generell liegt immer noch sehr wenig Schnee. Wie hier auf der Nordflanke des Hinteren Planitzer auf rund 2500 m in der Glocknergruppe. Die Gefahr sich bei einem Sturz an den Felsen zu verletzen, überragt beim Skitourengehen derzeit die Lawinengefahr. Allerdings besteht derzeit auch bei kleinen Lawinen durch die Mitreißgefahr ein hohes Verletzungsrisiko (©LWD Salzburg).

Ausblick

Das Wochenende bringt wenig Änderung, es bleibt mild. Dadurch kann sich die Schneedecke etwas setzen bzw. oberflächennahe Schichten in mittleren und sonnigen Lagen schmelzen. Kleine, nasse Lockerschneelawinen sind zu erwarten. In den schattseitigen Hochlagen ist nicht zu erwarten, dass die Wärme einen allzu großen Einfluss auf die Schneedecke haben wird. Einzelne kleine bis maximal mittelgroße Lawinen im Altschnee sind im extrem steilen Gelände weiterhin möglich. Außerdem sind dort wo der Wind durchgreift (vor allem am Alpenhauptkamm) kleine Lawinen im Triebschnee möglich. 

Kommende Woche zeigen die Prognosen derzeit etwas Schneefall zur Mitte der Woche an. Die Prognoseunsicherheit ist hier noch hoch. Auf Grund des schwachen Altschneefundaments können derzeit aber auch weniger ergebiege Schneefälle die Schneedecke destabilisieren.  

Abb. 7: Prognostizierte Neuschneemengen für Mittwoch, 27.02. in der Venedigergruppe auf rund 2600 m liegen derzeit um 20-30 cm. Die Prognoseunsicherheit ist noch hoch. 

Abb. 8: Punktprognose für die kommende Woche für den Hohen Sonnblick. 

 



Anna Heuberger kennt durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.