Derzeit ist Altschnee das Hauptproblem. Gefahrenstellen sind selten aber das Gefahrenpotenzial ist stellenweise hoch. Am Wochenende erwarten uns Südföhn und bewölkte Nächte. Dadurch ist mit einem leichten Anstieg der Triebschneeproblematik und der Nassschneeaktivität zu rechnen.
Rückblick: Altschneeproblem
In der vergangenen Woche waren in Salzburgs Berge zweierlei Altschneeprobleme zu beobachten.
Altschneeproblem 1: Das erste Problem charakterisiert sich durch "Low probability-high consequence". Gefahrenstellen sind selten aber dort wo die Konstellation aus Schwachschicht und Brett vorhanden ist, können Lawinen vereinzelt groß werden.
Abb.1: Innerhalb des insgesamt kantig aufgebauten Altschneesockels, befinden sich im Bereich von dünnen Krusten gut ausgeprägte Schwachschichten kantiger Kristalle. Besonders gut ausgeprägt ist die Schwachschicht an schattigen, eher schneearmen Steilhängen in den Hochlagen. Der Neuschnee der letzten Woche bildet das Brett. Das Profil wurde im Bereich des Anrisses der künstlich ausgelösten Lawine unterhalb des Tauernkogels aufgenommen (Abb.2).
Abb. 2: An einem extrem steilen (40 °) Nordost Hang auf rund 2550 m wurde am 19.03.25 eine Lawine durch Personen ausgelöst. Die Lawine war rund 130 m breit, 150 m lang und die Anrissmächtigkeit war zwischen 30 und 60 cm. Die Ablagerung war bis zu 2,5 m tief. Die Lawine wurde gemeldet und nach einem Einsatz der Bergrettung und der Alpinpolizei konnte Entwarnung gegeben werden (© Alpinpolizei).
Abb.3: Zwischen dem Lawinenhang und einer nicht direkt betroffenen Abfahrtspur war ein rund 20 m langer Riss festzustellen. Damit ist nicht auszuschließen, dass die Lawine fernausgelöst wurde (© LWD Salzburg).
Wo ist dieses Problem noch vorhanden?
Die wenigen Gefahrenstellen an denen dieses tieferliegende Altschneeproblem noch angesprochen werden kann, befinden sich vor allem an sehr steilen bis extrem steilen Schattenhängen (NO-N-NW) oberhalb von rund 2400 m. Besonders gefährdet sind dabei selten befahrene Hänge. Vielerorts fehlt ausserdem ein ausreichend mächtiges Brett. Am ehesten hat bzw. bildet das Brett sich dort, wo der Südföhn Triebschnee einlagert.
Altschneeproblem 2: Das zweite Altschneeproblem war/ist oberflächennah zu finden. Der Niederschlag bis Samstag,15.03, fiel bei reativ milden Temperaturen. Nach Abklingen der Niederschläge wurde die Schneeoberfläche bei hoher Luftfeuchtigkeit, diffuser Strahlung und einer Nullgradgrenze zwischen 2000-2200 m ("Waschküchenwetter") bis auf rund 2800 m angefeuchtet. Von Sonntag auf Montag folgte eine Abkühlung um rund 15° und es fielen 5-20 cm kalter Neuschnee auf die warme Schneeoberfläche. Am Übergang von der warmen Schneeoberfläche zum kalten Neuschnee bildeten sich kantige Kristalle. Die Folge war ein oberflächennahes Altschneeproblem. Lawinen auf dieser Schwachschicht blieben meist klein, vereinzelt wurden sie mittelgroß.
Abb.4: Lawine auf einer oberflächennahen Schicht kantiger Kristalle am Hohen Sonnblick auf einem Südosthang auf 3100 m.
Abb.5: Auf rund 2800 m war die Schwachschicht kantiger Kristalle rund 30 cm unter der Schneeoberfläche. In dem Profil ist auch der für das Problem ursächliche Temperaturgradien in diesem Bereich ersichtlich.
Wo ist dieses Problem noch vorhanden?
Der großteil der Aktivität auf dieser Schicht wurde zum Wochenbegin im Ostsektor oberhalb von rund 2300 m verzeichnet. Im Wochenverlauf hat die Aktivität abgenommen. Durch den Triebschnee könnten Auslösungen stellenweise wieder wahrscheinlicher werden.
Ausblick auf das Wochenende
Am Freitag ändert sich noch wenig an der Situation. An Nordhängen ist nach wie vor noch lockerer, kalter Schnee zu finden, an Ost- und Westhängen in Abhängigkeit von der Tageszeit leicht angefeuchteter Schnee auf einer Kruste oder Bruchharsch und an steilen Südhängen (sofern noch Schnee liegt) hat man bereits wieder Chancen auf Firn. Die Temperaturen steigen weiter an und die Nullgradgrenze rückt bis auf 2800 m. Bisher fördern die klaren Nächte und die geringe Luftfeuchtigkeit die Kältereserven in der Schneedecke.
Die Nacht zum Samstag verläuft weitgehend bedeckt und der Südföhn nimmt an Stärke zu. Zudem steigt die Luftfeuchtigkeit an.
Abb. 6: Im Laufe des Samstags in den typischen Föhngebieten mit Böen von 80 km/h zu rechnen.
Abb. 7: Die 5-Tage Punktprognose für den Hohen Sonnblick (3110 m) zeigt, dass am Wochenende mit stürmischen Südföhn, stellenweise etwas Niederschlag und hoher Luftfeuchtigkeit zu rechnen ist.
In Anbetracht der Prognosen ist mit einem Anstieg des Triebschneeproblems und der Nassschneeaktivität zu rechnen. Die Altschneeoberfläche ist an Schattenhängen in den Hochlagen eher ungünstig. Schwachschichten sind somit sowohl am Übergang zur Altschneedecke als auch innerhalb der Triebschneepakete möglich. Auf Grund der hohen Windgeschwindigkeiten ist vor allem auch mit kammfernen Triebschneeansammlungen zu rechnen.
Aktuelle Informationen zur Lawinengefahr: Lawine Salzburg: Lawinenwarndienst Salzburg
Anna Heuberger kennt durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.