Tiefdruckeinfluss hat in den vergangenen Tagen schon zu Schneefall in den höheren Lagen geführt. Im Vorfeld einer weiteren Kaltfront weht am Donnerstag stürmischer Südföhn. Die Kaltfront selbst bringt dann bis zum Wochenende Schneefall und Regen bei einer schwankenden Schneefallgrenze. Bei großen Regenmengen in eine vorhandene Schneedecke können Gleitschneelawinen spontan abgehen. Auch der noch recht warme Boden begünstigt das Schneegleiten auf steilen, wenig strukturierten Flächen.
Aktuelle Situation
Aktuell liegen am Alpenhauptkamm 20-40 cm Schnee, hochalpin auch mehr. Die Schneedecke hat sich durch Kaltfrontdurchgänge am Freitag (27.10.) und Dienstag (31.10.) ausgebildet. Zuvor und zwischen den Kaltfronten herrschten hohe Temperaturen, teilweise bei einer Nullgradgrenze über 3000 m. Starker Windeinfluss in mehreren Föhnphasen hat den Schnee allerdings sehr unregelmäßig verteilt.
Abb. 1: Schneesituation in Salzburg. Durch Tiefdruckeinfluss hat sich in den höheren Lagen bereits Ende Oktober eine geringmächtige Schneedecke ausbilden können. Starker Windeinfluss hat den Schnee allerdings sehr unregelmäßig verteilt.
Abb. 2: …So wie hier rund um die Speicherseen Kaprun, Blick vom Heinrich-Schwaiger-Haus (2802 m) nach Westen.
Abb. 3: Die Nullgradgrenze lag vor der Kaltfront bei über 3000m. Der Schnee fiel also auf warmen Boden. Auch nach der letzten Kaltfront sind die Temperaturen wieder deutlich angestiegen.
Am heutigen Donnerstag liegt im Vorfeld einer Kaltfront eine südwestliche Anströmung vor, sodass sich am Alpenhauptkamm Südföhn ausbildet. Mit dem vorhandenen Schnee der letzten Woche können sich dadurch kleinere Triebschneeansammlungen bilden. In hochalpinen, vergletscherten Bereichen mit einer Altschneeunterlage können diese auch durchaus Gefahrenstellen für kleine Schneebrettlawinen darstellen.
Abb. 4: Südföhn verfrachtet den Schnee, dadurch können sich kleinere Triebschneeansammlungen ausbilden.
Weitere Entwicklung
In der Nacht auf Freitag (3.11.) überquert die aus Westen kommende Kaltfront Salzburg. Der Südföhn kommt zum Erliegen, durch die feuchten Luftmassen aus Westen wird den gesamten Freitag über aber mit weiterem, wenn auch deutlich schwächerem Niederschlag gerechnet. Am Alpenhauptkamm können bis Samstagmorgen bis zu 100mm Niederschlag zusammenkommen. Die Schneefallgrenze sinkt in der Nacht teilweise auf bis zu 600 m, aber auch im Lauf des Tages bleibt sie meist unter 1000 m.
Abb. 5: Niederschlagssumme bis Samstagmorgen: Der Schwerpunkt mit 60-100 mm liegt am Alpenhauptkamm und im Lungau, aber auch im Flachgau werden noch um 30 mm erwartet.
In Lagen ab etwa 1000 m fallen am Freitag verbreitet 10 bis 20 cm Neuschnee, im Tauernbereich können es in den Hochlagen 40 bis stellenweise 70cm Neuschnee sein.
Abb. 6: Neuschneesumme bis Samstagmorgen
Die Punktprognosen für den Schneedeckenzuwachs zeigen, dass am Sonntag erneut etwas Neuschnee hinzukommt. Abgesehen davon ist aber vorerst kein weiterer größerer Neuschneezuwachs abzusehen. Die Unsicherheiten (blauer Bereich) steigen ab dem nächsten Freitag deutlich an, weitere Niederschlagsereignisse sind dann wieder möglich.
Abb. 7: Dem ersten markanten Schneefall, folgt zunächst kein weiterer.
Aber auch mit einem starken Temperaturanstieg ist vorerst nicht zu rechnen. Die Schneefallgrenze bleibt unter 2000 m.
Abb. 8: Die kühle Witterung bleibt die nächsten Tage bestehen.
Mit diesem Wintereinbruch starten wir in die neue Saison und freuen uns auf viele Leser*innen unseres BLOGS. Bei Anregungen, konstruktiver Kritik oder Wünschen könnt ihr uns gerne eine Mail schreiben (lawine(at)salzburg.gv.at)
Veronika Krieger hat Maschinenbau und Meteorologie studiert und arbeitet seit 2021 im Team der GeoSphere Austria in Salzburg. Schon von Kindesbeinen an hat Veronika viel Zeit in den Bergen verbracht - im Sommer am Fels, im Winter auf Eis und Schnee. Sie war Teil des DAV Expedkaders 2016 und ist seit Jahren Beobachterin und Wochenberichtsautorin des bayerischen Lawinenwarndienstes. Seit der Wintersaison 2022/23 arbeitet sie als Lawinenprognostikerin im Team des Lawinenwarndienst Salzburg.