Die vergangene Woche war windig und wechselhaft, mit Regen und etwas Neuschnee in den Hochlagen. Am Freitag nimmt eine neue Störung Einzug und bringt viel Wind und Schnee bis in die Täler. Dabei entstehen frische Triebschneeansammlungen, die am Wochenende zu beachten sind.
Rückblick
Der Anstieg der Nullgradgrenze auf rund 3000 m in der Nacht auf Dienstag hat zu einem Regeneintrag in die Schneedecke bis in die Hochlagen geführt. Bis auf 2400 m wurden Gleitschneelawinen auf Wiesenhängen und kleine Nassschneerutsche aus Steilgelände beobachtet. Im Laufe der Woche ist die Schneefallgrenze wieder gesunken und in den hochalpinen Bereichen der Hohen Tauern (>2800 m) sind seit Montag 10-20 cm Neuschnee zu verzeichnen- gebietsweise auch mehr. Der Neuschnee wurde von starken bis stürmischen Wind aus Nordwesten begleitet, die Schneedecke ist daher nach wie vor sehr ungleichmäßig verteilt.
Abb. 1: Die Webcam-Aufnahme vom 16.11. vom Mooserboden in Kaprun mit Blick auf das Wießbachhorn zeigt die starke Windverfrachtung und die dadurch ungleichmäßige Verteilung der Schneedecke.
Die Erwärmung und der Regen haben unter ca. 2000 m zu einer Abnahme der Gesamtschneehöhe geführt, Zuwächse sind nur in den höchstgelegenen Gipfelbereichen der Hohen Tauern zu erwarten. Im Höhenbereich dazwischen halten sich Zunahme und Abnahme meist die Waage (Abbildung 2). Über 2800 m liegen nun verbreitet zwischen 100 und 150 cm Schnee und um 2400 m meist zwischen 30-50 cm. Diese Angaben berücksichten jedoch den starken Windeinfluss nicht, welcher die Schneedecke in den letzten Tage und Wochen maßgeblich geprägt hat.
Abb.2: Die Messstation beim Alpincenter am Kitzsteinhorn zeigt, dass sich die Gesamtschneehöhe seit Wochenbeginn trotz des Niederschlags aufgrund der Schmelze und der Setzung nicht verändert hat. Zudem zeichnet sich der starke bis stürmische Wind ab der bis mitte der Woche noch aus nordwestlicher Richtung kam und am Donnerstag dann auf S-SW drehte.
Ausblick auf das Wochende
Am Freitag bringt eine Störung tiefere Temperaturen, stürmischen Wind aus Nordwest und Schnee bis in die Niederungen. Diese Störung hält bis in den Samstag an und bringt in den Hochlagen bis zu 30 cm Neuschnee- gebietsweise auch noch mehr.
Abb. 3: Punktprognose der Neuschneesumme beim Alpincenter am Kitzsteinhorn.
Der Wind aus nordwestlicher Richtung hat in den Morgenstunden des Freitags seinen Höhepunkt und erreicht im Lungau und entlang des Alpenhauptkamms Orkanstärke. Im Laufe des Wochenendes lässt der Wind zwar etwas nach, bleibt aber den Samstag über stark bis stürmisch.
Abb. 4: Prognostizierte Windspitzen für Freitagfrüh (AROME).
Dort wo eine Altschneedecke vorhanden war, sind am Wochenende Triebschneeansammlungen zu beachten.
Die Verhaltensempfehlung beim Lawinenproblem Triebschnee lautet „Schneeverwehungen im Steilgelände“ meiden. Derzeit finden wir uns aber in einer für den Frühwinter typischen Situation, dass durch den starken Windeinfluss Schnee meist nur dort liegt, wo er als Triebschnee abgelagert wurde. Windabgewandte Bereiche, Rücken und exponierte Geländepunkte sind oft noch schneefrei und windgeschützte Bereiche sind derzeit rar. Möglichkeiten in der Risikominimierung bestehen aber über das Gelände, vor allem über die Hangneigung. Besonders wenn man für Triebschneeprobleme typische Gefahrenzeichen wie Rissbildungen beobachtet, ist Zurückhaltung in der Geländewahl zu empfehlen.
Auch wenn die Schneedeckenmächtigkeit vielerorts noch gering erscheint, können in eingewehten Bereichen vereinzelt bereits mittelgroße Lawinen ausgelöst werden. Geländefallen (Mulden, Spalten, Felsen...) sind am Begin der Saison noch stärker ausgeprägt bzw. häufiger und stellen auch bei kleinen Lawinen eine Gefahr dar.
Am Sonntag erreicht uns von Westen her die nächste Warmfront und die Schneefallgrenze steigt wieder auf über 2000 m an.
Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Berge Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.