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Frischer Triebschnee im Süden, Altschneeproblem beachten

Aktuelle Situation

Salzburg liegt derzeit am Rande eines Tiefdrucksystems über dem Mittelmeerraum. Im Nordstau der Alpen schneit es bis Samstagnachmittag unergiebig. In Summe sind im Tennengau und Pongau rund 5 bis 10 cm Schnee zu erwarten, Abseits davon schneit es meist weniger. Die geringen Neuschneemengen haben kaum Auswirkung auf die Lawinengefahr. Entlang des (v.a. östlichen) Hauptkamms und südlich davon weht allerdings mäßig bis starker Nordwind, welcher dort zur Bildung von frischen Triebschneepaketen führt. Diese werden besonders an West- und Ost-, im Hochgebirge mitunter auch an Südhängen stellenweise auf eine lockere Schneeoberfläche abgelagert und sind dort störanfällig. Die Stärke des Windes bestimmt wo der frische Triebschnee zu liegen kommt: bei mäßig bis starkem Wind werden Gefahrenstellen besonders kammnah anzutreffen sein. Besonders am Sonntag sollten die Gefahrenstellen bei guter Sicht gut eingrenzbar sein und somit umgangen werden können.


Abb. 1: Mäßig bis starker Wind aus nördlichen Richtungen entlang des Alpenhauptkamms sowie im Lungau führt dort zur Bildung von frischen, kammnahen Triebschneeansammlungen.

Anders verhält es sich allerdings mit dem Altschneeproblem, wo Gefahrenbereiche auch bei guter Sicht kaum zu erkennen sind. Diese Problematik besteht derzeit vor allem in den Hohen Tauern, an Schattenhängen oberhalb etwa 2200m, sowie an Sonnenhängen oberhalb etwa 2800m. Gefahrenstellen sind derzeit nur vereinzelt anzutreffen und meist bedarf es aufgrund der Überdeckung großer Zusatzbelastung, um Lawinen auszulösen. An Übergängen von wenig zu viel Schnee sind aber immer noch Auslösungen von Lawinen mittlerer Größe durch einzelne Wintersportler möglich. Extrem steile (>40°) und etwas geschützte Schattenhänge sind derzeit am ungünstigsten. Besonders bei großen Hängen sowie Hängen oberhalb von Geländefallen kann ein bewusstes Abwiegen von Nutzen und Risiko ein wertvolles Entscheidungswerkzeug darstellen.


Abb. 2: Am Mittwoch, 25.01. wurde ein Variantenfahrer in Sportgastein im Bereich des Baukarl-Riegels an einem sehr steilen (>35°) Nordwesthang auf ca. 2600m von einer Schneebrettlawine erfasst. Die Lawine wurde in einer bodennahen Schwachschicht, vermutlich an einem Übergang von wenig zu viel Schnee ausgelöst. Der Skifahrer verletzte sich glücklicherweise nur leicht. Der Vorfall zeigt: An ungünstigen Stellen (sogenannte Hotspots) sind Lawinen vereinzelt bereits durch einen einzelnen Wintersportler im schwachen Altschnee auslösbar (Foto: Alpinpolizei, 25.01.2023).
 


Abb. 3: Große bis sehr große (Gr. 3-4) Schneebrettlawine am Großen Schmiedinger (2957m) in den Hohen Tauern. Die Lawine löste sich vermutlich am Montag, 23.01. spontan, nachdem der Hang bei starkem Wind mit Triebschnee geladen wurde. Der gleichzeitige Temperaturanstieg sorgte für eine besonders gute Brettausbildung. Die Lawinenkommission am Kitzsteinhorn informierte uns bereits am Tag vor dem Lawinenabgang über massive Einwehungen in die nach Nord exponierte Flanke. Als Schwachschicht diente vermutlich auch hier eine bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter (Foto: Alpinpolizei, 26.01.2023).
 


Abb. 4: Der Auslaufbereich der Lawine am Schmiedinger ist beachtlich und regt wieder einmal dazu an, über Standardabfahrten und geeignete, sichere Sammelplätze nachzudenken (Foto: Alpinpolizei, 26.01.2023).
 

Allgemein und insbesondere bei Meidung oben erwähnter Gefahrenbereiche sind jedoch v.a. am sonnigen und windarmen Sonntag die Bedingungen für Touren recht günstig. Es hat oberhalb der Waldgrenze in weiten Teilen des Landes genügend Schnee für vernünftige Ski- oder Snowboardtouren. Eine Ausnahme davon bildet am ehesten das südliche Tennengebirge und der Gosaukamm, wo noch recht wenig Schnee liegt (und die Bodenrauhigkeit allgemein eher hoch ist).

Guter Schnee? Besonders im Sektor West über Nord bis Ost & nördlich des Hauptkamms. An (steilen) Südhängen hat der Schnee oft schon eine leichte Kruste an der Oberfläche. Unterhalb der Waldgrenze ist die Schneelage noch dürftig…


Abb. 5: Mit wärmeren Temperaturen und Sonneneinstrahlung zur Wochenmitte hin, wurde die Schneedecke an steilen Sonnenhängen bis in hohe Lagen angefeuchtet - wie hier im Bild unterhalb des Hohen Sonnblicks (3106m) auf ca. 2700m. Es bildete sich an der Schneeoberfläche oder wenig darunter (radiation recrystallization) eine Schmelzkruste aus (Foto: LWD Salzburg, 25.01.2023).
 


Abb. 6: An Schattenhängen blieb der Schnee oft kalt, locker und pulvrig. Hier vollzog sich die Setzung der Schneedecke deutlich langsamer (Foto: LWD Salzburg, 25.01.2023).
 

Kurzer Ausblick

Nach der kurzen Wetterberuhigung am Sonntag erreicht uns am Montagnachmittag eine Kaltfront aus Nordwest, mit Neuschnee und teils stürmischem Wind im Schlepptau. Die Lawinengefahr wird damit wieder deutlich ansteigen. Und auch im weiteren Wochenverlauf bleibt es unbeständig mit (aus heutiger Sicht) teils ergiebigen Schneefällen und einem auf und ab der Temperaturen…


Abb. 7: Die Niederschlagsprognosen sind für nächste Woche fürs erste vielversprechend. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich Prognosen für mehrere Tage im Voraus noch deutlich verändern können - in beide Richtungen.
 

Rückblick

Ein kurzer Rückblick auf die vergangene Woche in Bildern…


Abb. 8: Auch wenn der Schnee in der Nachmittagssonne unterhalb der Taghaubenscharte (2130m) am Hochkönig schon wieder schwer wurde, war die Abfahrt dennoch jede Mühe Wert (Foto: Uta Philipp, 25.01.2023).
 


Abb. 9: Endlich verschneite Winterlandschaft. Penkkopf (2011m) zwischen dem Großarl- und Kleinarltal in den Niederen Tauern (Foto: Hans Altmann, 25.01.2023).
 


Abb. 10: Blick vom Hohen Zinken (1764m) in Richtung Gennerhorn (1734m). In der Osterhorngruppe liegt wenig Schnee, dennoch haben Wintersportler*innen bereits zahlreiche Spuren in das frische Weiß gezaubert (Foto: Johann Allgeier, 25.01.2023).
 


Abb. 11: Zwischen Latschen und Felsblöcken hindurch gehts auch am Kampl (2042m) am Gosaukamm zum Skifahren Abseits der Pisten. Allerdings muss man hier häufig noch mit Bodenkontakt rechnen... (Foto: Hias Schreder, 25.01.2023).

 


 


Matthias Walcher ist neu im Team der Lawinenprognostiker*innen des Lawinenwarndienstes Salzburg. Neben der Verfassung von Lawinenvorhersagen und Blogeinträgen arbeitet er mit benachbarten Warndiensten an diversen Projekten im Fachbereich. In seiner Vergangenheit hat Matthias bereits für verschiedene europäische Warndienste gearbeitet, in Nord- und Südamerika Erfahrungen gesammelt und ist heute auch privat noch in verschiedenen Institutionen aktiv.