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Weiterhin erhöhte Lawinengefahr

Es ist weiterhin mit erhöhter Gleitschneelawinenaktivität zu rechnen. Lawinen können sich jederzeit spontan lösen und für Personen gefährliche Ausmaße annehmen. Auch auf Forst- und Wanderwegen ist nach wie vor Vorsicht geboten. 

Abb. 1: Vor allem aus steilem Grasmattengelände sind derzeit zahlreiche Gleitschneelawinen zu verzeichnen (© LWK Obertauern).

Verhaltensempfehlungen

1. Der starke Wintereinbruch Mitte September hat zur Folge, dass einige noch Wanderungen in Salzburgs Bergen unternehmen wollen. Derzeit haben wir eine Situation, in der sich Lawinen spontan in höher gelegenen Einzugsgebieten lösen und in ihrer Sturzbahn tieferliegende Forst- und Wanderwege verschütten können. Auch wenn das Gelände in dem man sich befindet flach ist, gilt es daher das darüber liegende Einzugsgebiet in der Tourenplanung mitzudenken. Besonders in Bereichen mit hoch gelegenen Einzugsgebieten und extrem steilen, runsenförmigen Sturzbahnen (Gräben), können Lawinen vereinzelt sogar bis ins Grüne vorstoßen. 

2. Erste Wintersportler erfreuen sich am Schnee und nutzen für die ersten Touren geschlossene Skipisten. Hier ist zu beachten, dass geschlossene Pisten nicht kontrolliert, das heißt nicht vor Naturgefahren geschützt werden. Geschlossene Pisten sind als freier Skiraum zu betrachten und es müssen situationsangepasste, eigenverantwortliche Entscheidungen getroffen werden. 

Rückblick

Erste Auflockerung nach der Niederschlagsperiode im Laufe des Dienstags haben vielerorts einen ersten Blick in die Berge ermöglicht. Der Neuschnee der letzten Tage wurde vom warmen Boden angefeuchtet und es bildete sich eine nasse Gleitschicht am Übergang vom Boden zur Schneedecke- die Grundzutat für Gleitschneelawinen. Überall dort wo die Rauigkeit des Geländes gering ist, vor allem aus sehr steilem Grasmattengelände, waren verbreitet Gleitschneelawinen zu beobachten. Am Dienstag haben weitere Faktoren die Gleitschneelawinenaktivät erhöht: (1) In der Nacht auf Dienstag ist die Schneefallgrenze gebietsweise bis auf über 2000 m gestiegen was zu einem Regeneintrag in die Schneedecke bis in höhere Lagen geführt hat. Zudem hat (2) der Temperaturanstieg in Kombination mit dem (3) Strahlungseinfluss zur Durchfeuchtung der Schneedecke in mittleren Lagen (1000-2000 m) beigetragen. 

Abb. 2: Die Stationsdaten vom Thomaseck im Gasteinertal zeigen, dass die Temperatur auf 2000 m im Laufe des Dienstags um rund 5 Grad  gestiegen ist. 

Das Gleitschneeproblem dominiert auf Grund dieser Voraussetzungen derzeit die Lawinensituation. 

Abb. 3. Eine Gleitschneelawine am Tennengebirge vom 16.09.24 im unmittelbaren Nahbereich der Heinrich-Hackl Hütte.

Abb. 4: Auch auf 2300 m in den Hohen Tauern waren verbreitet Gleitschneerisse und -lawinen zu sehen wie hier am Fuße des Larmkogel gegenüber von der Neuen Fürther Hütte (© Michiel Smekens). 

Abb. 5: Gleitschneelawinen aus sehr steilem Gelände können teils beachtliche Auslauflänge erreichen und in flaches Gelände vorstoßen (© Peter Aubrunner).

Abb. 5: Gleitschneelawinen treten meist an den gleichen Orten auf. Beispielhaft für klassisches Gleitschneegelände ist die Schoppachhöhe in Kaprun (© Thomas Wiesinger).

 

Auch in den nächsten Tagen ist mit erhöhter Gleitschneeaktivität zu rechnen. Mit der zunehmenden Durchfeuchtung der Schneedecke sind auch nasse Lockerschneelawinen aus sehr steilem Gelände zu erwarten. 

 



Anna Heuberger kennt durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.