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Neuschnee und Sturm

Vor dem Niederschlagsereignis ist die Schneedecke in Salzburgs Bergen größtenteils gut gesetzt. An der Schneeoberfläche befindet sich an sonnenexponierten Bereichen bis über 3000 m eine dünne Schmelzkruste und in schattigen Lagen über der Waldgrenze lockere, kantig aufgebaute Kristalle. Mit bis über einen Meter Neuschnee in den Staulagen und teils orkanartigen Wind verschärft sich die Lawinensituation rapide.

Mit einer Schneefallgrenze von 1000-1200 m fällt in den Bergen bis Samstagmittag bis über ein Meter Neuschnee, verbreitet sind es 60-80 cm. Der Neuschnee wird von stürmischen bis orkanartigen Wind aus westlicher Richtung begleitet. Durch die extrem hohen Windgeschwindigkeiten wird der Schnee über weite Strecken verfrachtet. Triebschneeansammlungen sind dadurch schwer einzugrenzen. Ablagerungsbereiche befinden sich vor allem kammfern im Waldgrenzbereich, in lichten Wäldern und Waldschneisen und in windgeschützten Bereichen im Hochgebirge.

Abb.1: Akkumulierte Neuschneesummen bis Samstag 13:00. In den tieferen Lagen bis 1000 kommt der meiste Niederschlag in Form von Regen.

Durch die klaren Strahlungsnächte am Wochenende haben sich die oberflächennahen Schichten teils aufbauend umgewandelt, teils befindet sich noch lockerer Filz an der Oberfläche. In schattigen Bereichen dient die lockere Altschneeoberfläche als potenzielle Schwachschicht. In sonnenexponierten Lagen hat sich durch die Sonneneinstrahlung am Wochenende eine Schmelzkruste ausgebildet. Hochalpin haben sich auch auf der Kruste kantige Kristalle gebildet, womit in den Hochlagen auch im Südsektor eine potenzielle Schwachschicht am Übergang zur Altschneedecke besteht. Vereinzelt befindet sich an der Schneeoberfläche Oberflächenreif, der zwar größten Teils vom Wind zerstört werden wird, aber vor allem im Waldgrenzbereich potenziell eingeschneit werden kann. 

Weitere Schwachschichten sind im Neuschnee der nächsten 48 Stunden zu erwarten.

Seit dem ersten Schneefall ist diese Wintersaison von ungewöhnlich hoher Gleitschneeaktivität geprägt. Durch den Neuschneezuwachs in der Höhe und den Regeneintrag in den tieferen Lagen ist bis 2400 m auch wieder mit vermehrter Gleitschneeaktivität zu jeder Tages- und Nachtzeit zu rechnen.

Unter ca. 1200 werden auch nasse Lockerschneelawinen aus extrem steilen Gelände erwartet. Durch den Regeneintrag verliert die Schneedecke an Festigkeit und rutscht ab. Trockene Schneebrettlawinen können in höheren Lagen anreißen und in tieferen Lagen Nassschnee in der Sturzbahn mittransportieren.

Verhaltensempfehlung

Die angespannte Lawinensituation erfordert Zurückhaltung. Durch die hohe spontane Lawinenaktivität gilt es das gesamte umliegende Gelände zu beurteilen. Große Lawinen können flache Geländebereiche überwinden und vermeintlich sichere Plätze erreichen.

Nach großen Neuschneeereignissen empfiehlt es sich abzuwarten bis sich der Neuschnee gut mit der Altschneedecke verbunden hat. Meist ist dies nach ein paar Tagen der Fall.

Tendenz

Die Auslösewahrscheinlichkeit nimmt über das Wochenende langsam ab. In den höheren Lagen wo die Schwachschicht aus kantigen Kristallen bleibt die Störanfälligkeit am Übergang von Neu- zu Altschnee noch länger erhalten. In tieferen Lagen, wo die Schneedecke gut gesetzt war, entspannt sich die Lage ab Samstag schneller.

Abb.2: Neuschnee-Vorhersage Happischhaus/Tennengebirge.

Abb.3: Punktprognose Zwölferkogel/Saalbach

 


Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Berge Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.