Der Einzug einer Kaltfront Donnerstagnachmittag (23.10.25) wurde von stürmischen Wind und Neuschnee begleitet. Oberhalb von rund 2000 m hat es verbreitet 30-50 cm geschneit. In den Hochlagen bleiben die Verhältnisse in den kommenden Tagen winterlich und stellenweise sind störanfällige Triebschneeansammlungen in Rinnen und Mulden möglich. Zudem ist vor allem bei Sonneneinstrahlung mit spontaner Locker- und Gleitschneeaktivität zu rechnen. Auf exponierten Wanderwegen ist Vorsicht geboten.
Rückblick
Am Donnerstag hat der Sturm nicht nur der bunten Herbstpracht der Wälder zugesetzt. Am Vormittag hat der Südföhn entlang vom Alpenhauptkamm noch Spitzen um 100 km/h erreicht und hat teilweise auch für Sturmböen in manchen Tauerntälern gesorgt. Am Nachmittag ist von Westen her eine Kaltfront eingezogen. Mit Einzug der Front frischte in Salzburgs Bergen stürmischer (>60 km/h) Nordwestwind auf, die Temperaturen sanken rasch ab und oberhalb von rund 1500 m setzte zeitweise intensiver Schneefall ein. In exponierten Bereichen der Osterhorngruppe, der Nordalpen und am Hauptkamm erreichte der Wind Orkanstärke (> 100 km/h). Insgesamt hat es bis Freitagmorgen oberhalb von 2000 m verbreitet zwischen 30-50 cm geschneit. Auf 1500 m waren es rund 10-20 cm.
Abb. 1: Die Stationsgrafik vom Hohen Sonnblick zeigt, dass der Wind am Abend des 23.10. von südlicher auf nordwestliche Richtung gedreht hat. Gleichzeitig hat der Niederschlag eingesetzt und die Temperaturen sanken um rund 10 Grad. Am Hohen Sonnblick hat es bei hoher Schneefallintensität rund 50 cm geschneit.
Abb.2: In mittleren Lagen, wie hier bei der Wetterstation auf der Schmittenhöhe (1870 m) hat es rund 25 cm geschneit.
 Abb. 3: Auch in hoch gelegenen Siedlungsgebieten wie hier in  Obertauern hat es auf 1800 m um die 20 cm geschneit.
Abb. 3: Auch in hoch gelegenen Siedlungsgebieten wie hier in  Obertauern hat es auf 1800 m um die 20 cm geschneit.
Ausblick
Am Wochenende ist mit wechselhaftem Wetter zu rechnen. Es ziehen gelegentlich ergebiebige Schneeschauer durch, die Sicht ist immer wieder eingeschränkt und zeitweise zeigt sich, vor allem am Samstag, die Sonne. Im Laufe des Montags sinkt die Frostgrenze und es beginnt zu schneien. Aus heutiger Sicht kann es dann bis in höher gelegene Tallagen (1000 m) erstmals weiß werden. In den Bergen wird das Schneefallereignis wieder von stürmischen Wind aus nordwestlicher Richtung begleitet.

Abb. 4: Nach einem wechselhaften Wochenende erwartet uns am Montag das nächste Schneefallereignis, welches Neuschnee bis in höher gelegene Tallagen bringt.
Auswirkungen auf die Lawinensituation
Besonders in Lagen oberhalb von rund 2000 m ist derzeit mit störanfälligen Triebschneeansammlungen zu rechnen. Auf Grund des starken Windeinflusses wurde der Schnee sehr unregelmäßig verteilt, Grate und Rücken sind abgeblasen während Rinnen und Mulden gefüllt sind.
 Abb. 5: Vor allem in den Hochlagen ist der umfangreiche Windeinfluss und die daraus resultierenden Triebschneeansammlungen in Rinnen und Mulden klar zu erkennen (© Gerhard Lackner).
Abb. 5: Vor allem in den Hochlagen ist der umfangreiche Windeinfluss und die daraus resultierenden Triebschneeansammlungen in Rinnen und Mulden klar zu erkennen (© Gerhard Lackner).
Auf Nordhängen oberhalb von rund 2500 m wurde der Neuschnee auf einer großteils geschlossenen Schneedecke abgelagert. Abhängig von der Entwicklung der kommenden Wochen kann sich hier stellenweise bereits ein schwacher Altschneesockel bilden. Sonnseitig trifft dies auf Hänge oberhalb von rund 2800 m zu.
 Abb. 6: Auf der Webcam-Aufnahme vom Mooserboden (2000 m) mit Blick auf die Südwest- bis Westhänge im Bereich Kempsenkopf (3093 m) bis zum Großen Wiesbachhorn (3564 m) ist zu erkennen, dass die Altschneedecke in dieser Exposition vor dem Schneefall erst oberhalb von rund 2800 m geschlossene Bereiche aufwies.
Abb. 6: Auf der Webcam-Aufnahme vom Mooserboden (2000 m) mit Blick auf die Südwest- bis Westhänge im Bereich Kempsenkopf (3093 m) bis zum Großen Wiesbachhorn (3564 m) ist zu erkennen, dass die Altschneedecke in dieser Exposition vor dem Schneefall erst oberhalb von rund 2800 m geschlossene Bereiche aufwies. 
Vor allem bei Sonneneinstrahlung ist mit spontanen Gleit- und Lockerschneelawinen zu rechnen. Bei Unternehmungen in den Bergen ist vor allem in Bereichen Vorsicht geboten, die sich in oder unterhalb sehr steiler Geländeabschnitte befinden. Die Gefahr von einer Lawinen mitgerissen zu werden ist auf exponierten Wanderwegen in den Hochlagen durchaus signifikant.

Anna Heuberger kennt durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.
