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Neuschnee und Abkühlung

In der Nacht von Freitag auf Samstag setzt im ganzen Land Niederschlag ein. Vom Norden her sinkt die Schneefallgrenze und bis Samstagnachmittag geht der anfängliche Regen auch in den südlichen Tallagen in Schneefall über. Nördlich vom Alpenhauptkamm liegt die Schneefallgrenze zu Beginn bei rund 1000 m, im Lungau etwas höher bei 1500 m. Verbreitet fallen bis Sonntag 20 cm Neuschnee. In den Hochlagen im Westen bis 40 cm. In der Nacht auf Samstag dreht die Strömung von West auf Ost und die Temperaturen sinken. Der Wind weht mäßig, in den Hochlagen des Alpenhauptkamms stark.

Abb.1: Prognostizierter Neuschneezuwachs bis Sonntag. Am meisten Neuschnee fällt im Westen.

Verhaltensempfehlung für die kommenden Tage

Die Prognose von 20-40 cm Neuschnee mit vergleichsweise wenig Wind und kalten Temperaturen lässt das Skifahrerherz höher schlagen. 
Einschränkende Faktoren sind am Wochenende neben der Sicht vor allem die frischen Triebschneeansammlungen. Triebschneeansammlungen können teilweise schwer zu erkennen sein und durch die ostkomponente des Windes an untypischen Stellen abgelagert werden. Bereiche mit frischen Triebschnee sollten gemieden werden und bei Gefahrenzeichen wie Rissbildungen oder Wumm-Geräuschen sind defensive Alternativen in der Geländewahl zu empfehlen. Außerdem ist in Gebieten mit überdurchschnittlich viel Neuschneezuwachs auf Grund des erhöhten Gefahrenpotentials mehr Zurückhaltung zu empfehlen.

Schneedeckenaufbau
Auch wenn die Täler meist wieder aper sind, ist die Schneebedeckung ab 1500 m mit rund einem Meter gesetzten Schnee eher überdurchschnittlich für die Jahreszeit. Der Wind hat bis in den Waldgrenzbereich über die Verteilung der Schneedecke bestimmt. 

Abb.2: Der Blick auf die Südwest Hänge der Drei Brüder in Fusch an der Großglocknerstraße zeigt den starken Windeinfluss und die unregelmäßige Verteilung der Schneedecke (© Mario Wallner).

Das Altschneefundament ist verbreitet stabil. Potenzielle Problemstellen befinden sich vor allem in den Hochlagen im oberen Teil der Schneedecke. Um die Schmelzkrusten bzw. Eislamellen die sich um Weihnachten bis auf 2700-2900 m gebildet haben, sind vor allem schattseitig über 2200 m kantige Kristalle entstanden. Problemstellen nehmen mit der Höhe zu und sind Hochalpin auch sonnseitig zu finden. Diese Schwachschichten anzusprechen bedarf meist großer Zusatzbelastung.

Abb.3: Eislamellen, die durch die teils sehr hohe Schneefallgrenze um Weihnachten entstanden sind, finden sich bis auf über 2900 m wie hier am Rauriser Sonnblick. Um die Krusten bzw. Lamellen konnten sich im Hochgebirge kantige Schichten ausformen. 

Über diesen Krusten bzw. Lamellen befinden sich 0-40 cm Schnee in unterschiedlichster Ausprägung. Meist werden sie von mehreren harten, vielerorts tragfähigen Winddeckeln überlagert. 

Abb.3: Die Schneeoberfläche ist meist rau und unregelmäßig wie hier am Hocharn in Rauris. Die Einsinktiefe meist gering,

Wer in den letzten Tagen in Salzburgs Bergen unterwegs war weiß, dass die Schneeoberfläche derzeit auf engem Raum sehr variabel ist. Sonnseitig hat sich an der Oberfläche bis in steile Hochlagen eine neue Schmelzkruste ausgebildet. Schattseitig wechseln sich Windharsch, abgewehter Schmelzharsch und lockerer Pulver auf engen Raum ab. Exponierte Stellen im Gelände sind im Luv nach wie vor abgeblasen.

Abb. 4: Die Schneeoberfläche und Schneedeckenmächtigkeit ist auf kleinen Raum sehr unterschiedlich wie hier in der Schmalzgrube in Fusch zu erkennen (© Dietmar Steiner).

Zusammenfassung

Hinsichtlich des herannahenden Niederschlagsereignisses führt die Oberflächenvariabilität zu meist eher kleinräumigen Problemstellen am Übergang vom Neuschnee zum Altschnee. Vor allem im Nordsektor, wo die Altschneeschneeoberfläche noch locker ist, sind störanfällige Bereiche am Übergang zu erwarten.Tieferliegende Schwachschichten, vor allem im Bereich der weihnachtlichen Eislamellen, sind im Hochgebirge potenzielle Gefahrenquellen im Altschnee.
Das Hauptproblem stellt der frische Triebschnee dar. Durch den mäßig bis starken Wind wird der Neuschnee vor allem kammnah und hinter Geländekanten als Triebschnee abgelagert. Durch die Ostkomponente des Windes werden Triebschneeansammlungen teilweise an eher untypischen Stellen entstehen. 

 


Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Berge Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.