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Stellenweise störanfälliger Triebschnee, viel traumhafter Pulver

Der kalte Neuschnee vom Wochenende wurde von sonnigem Hochdruckwetter mit relativ niedrigen Temperaturen gefolgt. Diese Kombination hat vielerorts zu traumhaften Tourenverhältnissen in Salzburgs Bergen geführt. Vor allem am Alpenhauptkamm und in den östlichen Landesteilen wurde die winterliche Idylle zur Wochenmitte aber durch Triebschneeansammlungen in Kammnähe getrübt. Die frischen Triebschneeansammlungen sind nach wie vor störanfällig. Das Wochenende bleibt trocken und recht sonnig. Durch den über das Wochenende an Stärke zunehmenden NW-W Wind ist vor allem in den Tauern, im Lungau und in den Nordalpen mit frischen Triebschneeansammlungen zu rechnen.

Abb. 1: Am Samstagnachmittag und vor allem in der auf Sonntag gewinnt der Wind aus NW an Stärke und wird am Alpenhauptkamm und in den Nordalpen stark bis stürmisch. Dort wo der Wind auf eine lockere Schneeoberfläche trifft, ist das Verfrachtungspotenzial hoch und es sind frische Triebschneeansammlungen im Ost- und Südsektor zu erwarten.

Verhaltensempfehlung für die kommenden Tage

Ältere und zukünftige Triebschneeansammlungen sind störanfällig. Gefahrenbereiche befinden sich über der Waldgrenze und nehmen mit der Höhe zu. Vielerorts wird der Triebschnee auf einer lockeren Schneeoberfläche abgelagert. Durch die klaren Nächte konnte sich in Salzburgs Bergen flächig Oberflächenreif ausbilden. Dort wo Triebschnee in windgeschützten leeseitigen Hängen eingelagert wird, kann der Oberflächenreif zu einer sehr störanfälligen Schwachschicht werden. Zu beachten ist, dass durch die Windzunahme ab Samstagnachmittag die Gefahrenstellen zum Sonntag hin zunehmen. In windgeschützten Bereichen ist durch die relativ kalten Temperaturen nach wie vor mit guten Skiverhältnissen zu rechnen.
Für das erfahrene Auge sind Triebschneeansammlungen meist gut zu erkennen und können somit gemieden werden. Bei Gefahrenzeichen wie Rissbildungen oder Wumm-Geräuschen sind defensive Alternativen in der Geländewahl zu empfehlen. 

Schneedeckenaufbau
Der untere Teil der Schneedecke ist bis in hohe Lagen geprägt von mehreren Krusten. Besonders in schneearmen Bereichen und in Hochlagen (>2500 m) haben sich im Bereich der zahlreichen Krusten kantige Kristalle gebildet, die an wenigen Stellen durch Stabilitätstests noch angesprochen werden können. Derzeit sehen wir in diesen tiefliegenden Schichten jedoch keine Aktivität.

Der obere Teil der Schneedecke besteht im Hochgebirge aus mehreren Windeckeln. Darüber liegen 20-50 Schnee vom letzten Wochenende, der in windgeschützten Bereichen locker, in windexponierten Bereichen verharscht, teilweise sogar tragfähig ist. Die oberflächennahen Triebschneeschichten bilden derzeit das Hauptproblem. Schwachschichten sind meist gut konservierte Neuschneekristalle vom letzten Schneefall, seltener auch Oberflächenreif. 

Rückblick in Bildern

Ahornstein

Abb. 2: Windzeichen in den kammnahen Bereichen, gut zu fahrender Pulverschnee abseits davon. Mit dem richtigen Blick für die Schneequalität ließen sich am Ahornstein schöne Schwünge machen (© Peter Kostecka).

Abb. 3: Obwohl der Windeinfluss sich auf die Kammnähe beschränkt hat, sind am Dienstag ausgeprägte Gangeln und skurrile Formen entstanden. (© Uta Philipp)

Bernd Tritscher

Abb. 4: An Stellen, wo der Wind am Dienstag angreifen konnte - wie hier an der Marbachhöhe im Bereich der Baumgrenze, konnte der Neuschnee genügend Bindung entwickeln, um eine Brettstruktur zu bilden. Auf der lockeren Unterlage war die Störanfälligkeit zu diesem Zeitpunkt hoch. (© Bernd Tritscher)

Abb. 5: Das störungsfreie Hochdruckwetter der letzten Tage bescherte uns eine Reihe klarer Nächte, in denen an der Schneeoberfläche große Kristalle von Oberflächenreif wachsen konnten. Bei unserer Geländearbeit im Glemmtal konnten wir uns selbst ein eindrucksvolles Bild davon machen. Für den nächsten Neuschnee wäre diese Schicht eine sehr ungünstige, störanfällige Unterlage.

Abb. 6: Die Gleitschneeproblematik ist zwar zu Jahresbeginn zurückgegangen. Trotzdem lösen sich auch derzeit immer wieder Gleitschneelawinen, wie hier an der Schoppachhöhe. (© Mario Wallner)

 


Anna Heuberger ist neu im Team des Lawinenwarndienstes. Durch ihre Ausbildung als Skiführerin und ihr Studium der Alpinen Naturgefahren kennt sie die vielen Facetten von Schnee im alpinen Gelände. Anna hat außerdem nicht nur in den heimischen Bergen Erfahrung in der Gefahrenbeurteilung gesammelt, sondern auch in den Bergen Nord- und Südamerikas.